Dienstag, 13. Juni 1916

13/6 Dictirt aphoristisches, Briefe etc.(an Bassermann, der nach meinem neuen Stück fragt).―

Sudermann erscheint um 1, officiös, als Vertreter des Deutschen Kulturbundes, eben aus Budapest, Fühlung nehmen, ob in Oesterreich ähnliches zu machen; Vortragsnetz, durchhalten, Stärkung des nation. Bewußtseins, in Oesterreich Versöhnung der nat. Gegensätze etc. Er war recht banal, ledern, und in einem chronisch gemischten Zustand von Gekränktheit und Repraesentation; er sprach für mich zu leise, ich erwiderte mäßig, mit Sympathie für die Sache, meine geringen Solidaritätsempfindungen und mein mangelndes Propagandatalent betonend. Er hinterliess einiges gedruckte und kommt in 3 Wochen wieder.―

Nach Tisch Richard, Abschied nehmen für Ischl, erzählt amüsant von seinem Zusammensein mit Reinhardt (auf dem Schiff von Krems nach Wien).

― Nm. vertrendelt; im Garten mit Frau Guttmann und ihren Töchtern Leonie, sowie Irene Auernheimer.― Über die neue russ. Offensive. Nichts in diesem Krieg hat mich noch so tief herabgestimmt, wie diese galizischen Rückzüge, nachdem man dort endgiltig fertig zu sein glaubte.― Auch Frau Dr. Garda K. kam noch.―

― Las etwas Casanova, wegen der Novelle.―

Spielte die „Butterfly“.―

Las dieser Tage die „Mimi“ von Clara Pollaczek (1897) ― und ein neueres mitgeschicktes Versstück, das pure Dilettanterei ist.