Sonntag, 28. Mai 1916

28/5 Traum: Eine Auslage in der Augustinerstraße, Cravaten etc., die dicke Verkäuferin steigt zu mir in den Wagen, auch ein Herr, Inhaber des Geschäfts, ― beim Aussteigen erst merk ich, es ist Herr Haager (Besitzer der „Kaiserkrone“, den ich gestern in Uniform sah) ― beleidigt, dass ich nicht mit ihm sprach (wir bewo.hnen sonst sein Hotel);― Schweizerhof (ungefähr),― Journalisten sitzen unterm Thor auf einem Bankerl, einer sieht Karpath ähnlich,― irgend was besondres begibt sich;― auf den Josefsplatz,― Tribünen, mäßig besetzt, heller Sonnenglanz (Sonnenschein!) ― warum das Fest,― ein ältrer Herr, dem verstorbnen alten Hofmannsthal ähnlich geht an mir vorüber, ich frage ihn, er blickt mich nicht an, erwidert unwirsch, ich verstehe kein Wort,― es geht wohl um den Frieden;― ich bin im Gespräch mit Hrn. Lemberger (neulich bei Schmidls gesprochen, als Oberltnt.) ― unzufrieden dass er meine 2. Novelle, Wahnsinn,― nicht auftragsgemäss abgeschrieben,― da hätt ich sie ja der Frieda Pollak gegeben; sie ist dabei und nickt; Lemberger muss am 15. einrücken;― nun hüpf ich plötzlich im freien, mit Lili umher, mich kleinmachend wie sie (Sehnsucht nach der Kinderzeit?),― ein Judenbub, kriegssammelnd,― ich habe sein Geld in der Hand, das er mir in Verlegenheit gegeben;― dann geb ich ihm 3 Kronen ― indess hat sich zu meinem Unbehagen Lili im Getriebe verloren ― ― endlich erscheint noch, wie in so vielen meinen Träumen, der Hund, diesmal ein schwarzer, der mich leckt, was mich etwas ängstlich macht, ekelt (ganz leicht), und rührt.―

Mit O. spazieren Rettenbachergegend.―

Nm. mit O. in der Lindaugegend („schwarze Katze“).