Dienstag, 15. Februar 1916

15/2 Vm., des Prozesses Kramar wegen (der seit Wochen dauert) ins Brigadegericht. Wünsche bei dem Accessisten an den man mich weist, unter Vorzeigung meiner Visitkarte, Eintrittsbillet. „Sind Advokat?“ Nein, Schriftsteller ― mein Name dürft Ihnen bekannt sein. „Gewiss … aber … ich will den Obersten Mottl fragen …“ Bemühn Sie sich nicht, ich werde selbst … Schicke meine Karte hinein. Soldat zurück,― ob ich Advokat sei? … ob ich Empfehlung habe ―? „Nein, keine als meinen Namen.“ Er geht wieder hinein, kommt retour ― der Oberst bedaure.― Der Accessist quasi entschuldigend: es seien 800 Karten ausgegeben …― Warum frage ich mich, übrigens kaum geärgert: Nur Dummheit? Nur Beamtendünkel? Oder noch Nachwirkung des Ltnt. Gustl ―? Immerhin war ich wieder eine Stunde lang antioesterreichisch gesinnt und sage mir: Sei milde gegen Leute, die wegen eines an ihnen begangnen Unrechts oder Eitelkeitsverletzung ungerecht werden;― diese Kleinigkeit hat immerhin genügt, um dich, überlegenen, für ein paar Momente gegen ein ganzes Land aufzubringen.―

Ins Panorama (Sedan, Longwy etc. Gräber und zerschossene Festungen etc.) ―

Bei Eisenstein, die Biografie- und Memoirenzettel weiter durchgesehn. Er selbst, in Thränen erzählt mir von dem Tod eines Neffen, den ein Arzt als „Simulanten“ ins Feld geschickt ― ihn zu untersuchen ― und der paar Tage drauf stirbt ― Wittwe, 4 Kinder. Anzeige ans Kriegsministerium ist erstattet. Nutzen?―

Zu Gisa, die an Neuralgien leidet.―

Nm. am „Unmensch“.―

Quartett Rosé mit O.―

1916-02-15