Dienstag, 25. Jänner 1916

25/1 Traum: ich komme in Gesellschaft zu Peter Nansen (sah gestern Betty Nansen im Kino, Revolutions-Hochzeit) freue mich dass er so gut aussieht und ich sag es ihm. (Er ähnelt Fulda im Traum.) Er preist mich wegen des herrlichen Telegramms ― das ich an Erzherzog Friedrich gesandt ― auch Voltaire wäre entzückt gewesen ― ich weiss nichts davon, laß es aber über mich ergehen (Voltaire! Casanovas Stellung zu ihm, meine Novelle! Poppers Buch!) ― Dann seh ich O. im Trauerkleid, was weiter keine Bedeutung, auf einem Treppenabsatz ― so aussehend wie mit 18 ― aber auch die andre, die von jetzt ist da, ich vergleiche innerlich; sie redet irgendwie irritirt, was, unklar.―

― Ein Vormittag: Telephon mit Baden (O.); es telef. Mimi, Erna Fleischer (Sitze für K. d. W.) Briefe,― Observer;― ich lese (Deutsche Tageszeitung, nach Diederichs), dass ich ein Typus dieses vergiftenden Geistes bin … wer die K. d. W. sieht, „wird“ (wörtlich) „in seinem Wollen nach aufwärts gehemmt“ ― „er erlebt die Leugnung der germanischen Auffassung von der Heiligkeit des Lebens“ u. s. w…― Ich lese ferner (in der Reichspost) einen Angriff (den wievielten?) gegen Thimig, dass er mich spielt.― Polizei Agent Guth, von Schmutzers zur Behebung ev. Passschwierigkeiten empfohlen, erbietet sich etc.: ich bedarf keiner 3 Photographien, doch einer Grenzüberschreitungsbewilligung ― ― Ich gehe zur Statthalterei, wo man mir sagt, ich brauche keine Grenzüb.bew.;― ich gehe zu Dr. Adler, Consulat, wo ich erfahre dass man aber jedenfalls 3 Photographien braucht, dann ins jüd. Matrikelamt mich wegen ev. Duplikats eines Geburtsscheins erkundigen, da meiner verschwunden.― Sehe zum ersten Mal im Matrikelbuch mit den etwas veralteten Schriftzeichen meinen und meiner Eltern Namen.―

Nm. schlechtes Befinden und vertrödelt wie meist.―

Quartett Rosé mit Kaufmann.―

Las neulich drei Casanova Scenen von Greeven, durchaus anständig, und hie und dort eine Spur poetischen öfters bühnenmäßigen Talents.―

Lese mit Interesse Stendhals Journal 1801-14.―

― Worauf warte ich mit dem Arbeiten ―? ―

― Man möchte manchmal einen ― unbedingten Freund haben ― auf die Gefahr hin, dass er sich irrte!―

1916-01-25