Donnerstag, 30. Dezember 1915

30/12 Vm. zu Bachrach’sMimi hat seit Monaten keine Nachricht. Ihr Leben scheint ihr zu Ende. Von ihrem Niveau herab, undenkbar;― und selbst wenn ein Wiedersehen ― nach dem Krieg ― wie käme man über diese Zeit der Entfernung, des Mißtrauens, des Hasses hinweg? ― Stephi: „Mir gehts schon so schlecht ― dass es mir wieder gut geht.―“ Frau U. gibt nicht nach.―

― Nm. Dr. Wittels.―

Las in Naumann weiter. Ordnete allerlei (Steuer u. dergl.) ― Flb. nur hineingesehn,― fast in Ekel abgewandt.― Mit Heini und Fingi genachtm., O. war bei Mimi.

― Clavier phantasirt wie so oft, endlich in Thränen.―

Die dumpfe zum Theil wohl ungerechte Stimmung gegen O. ― das grauenhafte Ohrensausen ― die Unfähigkeit wirklich zu arbeiten ― und vielleicht auch ein Rest von Influenza?

Lili war vor dem Schlafengehen eine Weile im Arbeitszimmer bei mir ― „manchmal will ich durchaus Soldat werden ― da reißt’s mich ―, dann denk ich wieder nicht dran“. Aber sie will zu den „Kanonen“ da ist es weniger gefährlich.