Dienstag, 21. September 1915

21/9 Setzprobe Burgth. „Stunde des Erkennens“ (Bleibtreu, Walden, Devrient), Bachusfest (Wohlgemuth, Walden, Romberg). Die Wohlgemuth weiss nicht, ob sie für die Rolle taugt ― „eine Frau, die liebt ― und doch untreu ist …“. Ich „erkläre“ ihr ― Weites Land ― Charolais … Sogar da, wo alles dagegen spricht ― und doch … Sie: „Ja gerade das vielleicht.“ Es scheint ― Sie verstehen sie doch, die untreuen Frauen.

― Nm. Frau Guttmann mit ihren Töchtern Ella Frankfurter und Leonie. Ella erzählt von einer kühnen Patrouillensache ihres Sohns Leo.―

Auf der Tram, mit O. in die Stadt,― Dr. Höniger, auf Urlaub, war 1 Jahr im Feld. Hier bedrückt ― die Leute verstehn nicht, was draußen vorgeht. Wesentliches: Versagen der activen, Bewähren der Reserveoffiziere. Man fühlt sich unter den czechischen Regimentern unsichrer als dem Feind gegenüber. Mißhelligkeiten (innere) zwischen Deutschen und Oesterreichern. Bewunderungswürdige Organisation bei jenen ― aber Rücksichtslosigkeit.―

― Im Opernkino mit O., vorher bei Grünbaum. Eleganzen und Eitelkeiten, und draußen der Krieg.―