Montag, 24. Mai 1915

24/5 Pfingstmontag. Wieder ein herrlicher Frühlingstag.

In der Ztg. die Kriegserklärung, das Manifest des Kaisers. Wuth und Ekel über Italien bis zu Thränen.― Nach Hütteldorf in der Stadtbahn, wo ein junger Olmützer Schmock (Dichter, wohlhabend ― Stück etc.) Bekanntschaft erneuert.― Spazieren nach Weidlingau; in trüben und bösen Gedanken, allgemeiner und besondrer Natur;― dann über eine Wiese, die ich bisher noch nie betreten, Weidlingauer Cottage, voll gelber Blumen, mit holdem Blick; ― plötzlich Einfälle zum Weiher,― mit Beziehung auf den Krieg ― Gefühl meiner selbst, meiner Beziehung zu Wien ― bis zu Ergriffenheit ― ― schöner Waldspaziergang Knödelhütte ― Neuwaldegg ― allmälig schwand die erhöhte Stimmung wieder.―

Nm. begann ich „systematisch“ eine Art von Autobiographie.

― Begann die Goethe Briefe an Fr. v. Stein wiederzulesen.

Zum Nachtm.: Gustav, Steiner, Stephi, Mimi, Vicki, Marg. Gelbard; Rothschild.― Steiner sang wundervoll Schubert; Rothschild spielte Bach u. a.; die Gelbard spielte vorzüglich Chopin, und war sehr spaßig in ihren „humoristischen Creationen“.―