Samstag, 15. Mai 1915

15/5 Mein 53.Geburtstag. Empfindung, als hätte man sichs eben nur aus Indolenz, Gutmütigkeit solang gefallen lassen;― nun werde man aber ernste Schritte gegen diesen rasenden Lauf der Zeit ergreifen.―

Blumen von Olga und den Kindern. Zeichnungen Heinis, kriegerischer Natur (Torpedirung der Lusitania etc.). Blumen von Frl. Wiesenhofer.―

Auf die Polizei, meines Passes wegen. Alles dort auf die kriegerischen Zustände zugeschnitten.―

Richard Specht kommt mit Blumen; über Wera und Agententreiben.― Stephi und Mimi mit Blumen. Ebenso Else und Elschen, Glückwünsche und Küsse.― Blumen von Paula Schmidl, Frau Steiner und Frl. Gelbard.

Mimi und Stephi zu Tisch.―

Nm. sehe ich mir die Skizze zum Weiher durch.

Mit Stephi zum Tennis (Gespräch zu O.s Carrière etc.) ―

Tennis mit Steiner, Frau Strakosch, Stephi, Otto Zuckerkandl. ― Frl. Bing, ihre Eltern, die ich kennen lerne.― O. mit Frau Steiner und Frl. Gelbard, die bei ihr zum Thee waren.―

Mit Stephi und Marg. Gelbard fort; die andern im Auto. Stephi bleibt daheim; das Auto uns entgegen; vor dem Haus mit dem militär. Chauffeur über die Strapazen, die er im Feld durchgemacht. Mit M. Gelbard zum Schutzengel. („Wenn man Ihnen prophezeit hätte: Sie werden mit A. S. an seinem 53. Geburtstag in einem herrlichen Auto mit einem milit. Chauffeur allein zum „Schutzengel“ fahren.“) Dort O., Frau Steiner, Otto und Gattin. Frl. Gelbard recht spaßig.― Zum Auto, begleitet, heim. Blumen von Marie Mayer.

Lese noch die neuesten Kriegsnachrichten. Italien noch immer unsicher. Unsre Armee ― vor Przemysl. Unruhen gegen die Deutschen in England.― Dann les ich noch in Lenôtre „Madame Bouquay“; im Bett Felders Erinnerungen und schlafe bald nach Mitternacht ein.

(Von Julius und Helene Klinger Album; von Gisa und Hajek Blumen.―)