Mittwoch, 31. März 1915

31/3 Dictirt „Wahnsinn“.

Nm. erscheint Dr. Rosenbaum zeigt mir einen Brief Thimigs: er stelle es ihm anheim, seine Entlassung sofort zu nehmen ― oder seiner Kündigung gewärtig zu sein. R. frägt ihn Gründe; lauter Vorwände, darunter einer ― er habe mir eine Aufführung der „Liebelei“ „angeboten“,― was eine Competenzüberschreitung sei (nachdem Thimig selbst mir schon vor 2 Jahren eine Neustudirung vorschlug was ich, wie auch jetzt, als überflüssig ablehnte und „Lebend. Stunden“ rieth) ― der wahre Grwnd: Empfindlichkeit; Gefühl, an Bildung unter R. zu stehn; Eifersucht etc.― Finde den Vorgang nach 17j. ehrenvollen Diensten R. unqualifizirbar (― nach seinem Provisorium dankt Thimig dem R.: „Ohne Sie hätt ichs nicht durchführen können“ ― und so ist es auch!), stellte mich ihm zur Verfügung. Aber es ist klar, dass gegen den festen Entschluss Thimigs nichts zu machen sein wird. (Und nebstbei macht er sich (was er nie zugestehn würde ― auch sich selbst nicht!) liebkind bei dem Reichspost-Geschmeiss und gewissen höhern Kreisen.― Kein Mensch hat seinen Ruf ohne Grund! ―)

In einem Wohltätigkeits Conzert. O. kam von Seybel, wo sie außer Ehrenstein’s etc. Wolfgang Korngold kennen gelernt ― der sie künstlerisch und auch als Person sehr interessirte. (Sein Klavierspiel; sein Walzer mit Text für die Mutter.) ―

Auf dem Weg ins Rest. sagt ich Salten in milder Form mein Urtheil über seinen Roman; er nahm es ohne Entzücken auf.

In der Pilsenetzer mit Saltens, Spechts (Vera hatte die Burleske von Strauss famos gespielt).―

Hr. Lissauer mit uns (der Verfasser des Hassgesangs auf England und vieler weit bessrer Gedichte) ― einiges über „Bernhardi“ … Eine Compromisslernatur wie mir auch schon aus einem Aufsatz zur Judenfrage im Kunstwart klar war.―