Donnerstag, 21. Jänner 1915

21/1 Vm. Besorgungen ― Panorama (Konstantinopel).

Nm. am Wahnsinn ― an „Fliederbusch“.

Zum Nachtm. Andrian. Sein Aerger über Hans Schlesinger (Fanny Schl. Sohn, Hugos Schwager). Maler gewesen. Kein Talent. Wird katholisch. Will Geistlicher werden. Rom. Krieg ― er dient als Sanitätssoldat. Durch Andrians Protection kann er nach Rom (als Theol.) zurück.― Andrian schreibt dem in Rom befindlichen Prinzen Ghika, Rumänen, dass schon in „katholischem Interesse Rumänien dem katholischen Oesterreich helfen müsse“ etc.― An ihn antwortet für Ghika Hans, dass Rumaenien vom kathol. Standpunkt nicht eben Oesterreich helfen müsse ― da dieses mit Deutschland verbunden, das in Belgien protestantische Propaganda treibe. Auch beklage er überhaupt (Hans Schlesinger!) die wachsende Interconfessionalität in Oesterreich ― sogar die Reichspost sei lau ― nicht katholisch genug.― (Auf der Bühne als Übertreibung kaum mehr möglich.) ― Mit Poldi unser ewiges Gespräch über Frömmigkeit und Dogmenglauben. Wenn ein so eminent gescheidter Mensch wie Andrian streng katholischen Standpunkt mit Consequenz zu vertreten sucht ― wirkt er von einem gewissen Moment an wie ein Besessener oder ein Komödiant. Oder sollte das Wort „Politik“ als Erklärung genügen?―