Sonntag, 3. Jänner 1915

3/1 S. Spaziergang Kahlenbergwärts, dann (zum ersten Mal) über die „Weberhütte“ KahlenbergerdorfNußdorf. Traf dann Prof. Redlich den Politiker mit seinem Sohn.― Er war im August im Hauptquartier bei Conrad und nah den Fronten.― Das serbische Unglück, das neue Gefahren von Rumänien aus bringt (und Italien?) ― Die Quelle des Übels.― Aehnlichwerden der Bevölkerung dem Monarchen bei langer Dauer … Die Monarchen wollen den Krieg ― aber sie lassen sich dazu zwingen … Über Josef den Zweiten etc.― Viel anregendes.― Je älter man wird um so mehr erkennt man, dass es kein phantastischeres Element gibt als die Politik. (Wie wohl auch: Nationaloekonomie ― Mathematiker.)

Nm. an der Wahnsinnsnov. gefeilt.

Mit O., Gund, Else Speidel in das Volksheim „Konzert“. O.sang Schumann und Schubert recht gut; beim „Wegweiser“ riss ein Ton, was sie unverhältnismäßig verstimmte und noch bei dem sonst angeregten Nachtm. bei uns zu Haus mit Spechts, Saltens, Gund und Else nachwirkte. Salten sprach sehr amüsant und zum Theil sehr richtig über die Mißschätzung Oesterreichs von Deutschlands Seite, was sich, wenn auch nicht ganz so in der Presse doch in der Volksstimmung deutlich ausspricht. Die im Verhältnis geringe Popularität Hötzendorfs gegenüber der ungeheuern Hindenburgs z. B.―