Sonntag, 20. Dezember 1914

20/12 S.― In Nebel und Reif spazieren Pötzleinsdorfer Wald und Dornbacher Park. Meist geht mir der „Weiher“ im Kopf herum. Aber wann werd ich ihn anfangen. Die Lecture des „neuen Lieds“ war mir lehrreich. Um wie viel tiefer fühl ich die Schwächen meines Talents im ganzen, so wie im einzelnen. Wie wenig ist mir jemals wirklich gelungen. Stücke von einem Dichter,― am Ende von einem großen Dichter; und keiner geworden ― keiner zu werden fähig. Hindernisse ―? Das heißt ja eben Mangel an Talent.― Die Visionen immer reiner und unerreichbarer. Wie fühl ich den „Verführer“, den Weiher ―! In frühern Jahren hätt ich’s längst niedergeschrieben ― und es wär auch danach geworden. Und warum scheint mir, dass nur ich das Recht habe das auszusprechen? Weil ich allein es weiss ―?―

― Traf Lili Berger und ihre Schwester Emma jetzt vermählt und schwangere Kühtreiber (v. Gütersloh).― Sie zeigte mir in ihrem Garten das neue Glashaus.―

Nm. Frau Brünauer, ihre Töchter abholend, denen Heini Kasperltheater vorgespielt hatte.

Stephi zum Nachtm.; nach „Wiedergutsein“ mit O.―