13/9 S. Traum: Salten mit mir an einem runden Tisch, auch O.; sie hat ihm gesagt, ich sei gekränkt dass er nie nach meinen Sachen frägt (er hat es in der That über zehn Jahre nicht gethan); ob das wahr sei, ich spräche ja bekanntlich so ungern von meinen Sachen … Dabei ißt er von meinem Teller Schaumkoch mit Nudeln, ich denke ― aha: darum so zutraulich ― dann bin ich zur Sandrock gerufen (der ich neulich auf einen Brief hin etwas geschickt) ― sie wohnt bei einem Hausmeister (gestern im Graesler die Stelle mit der Hausbesorgerin corrigirt) ― sitzt an einer langen Eßtafel, mit etwa 20 Menschen, fast feierlich; Strial ist auch da (Annies Mann, der Schauspieler, der neulich einberufen aber wohl wieder superarbitrirt wird) ― an einem Katzentischl ― das ganz nah an die Tafel angeschoben ist,― er sitzt mit dem Rücken zu dem großen Tisch, was so aussieht, als sitze sein Kopf beweglich und allein auf dem Tisch ― ich rufe (etwa) Oh Banquo’s blutiges Gespenst―! (Meine Vorlesepläne!), Strial lächelt unbefangen; ich sitze in einer Art Erker, die Sandrock steht, bescheiden gekleidet, noch überraschend jung aussehend bei mir;― fragt etwa, wieso Lili sich nicht um mich kümmere ― nun läuft Lili ganz beleidigt, ein wenig älter als in Wirklichkeit zu mir und schmiegt sich an mich. Später, nach anderm verworrenem und nicht mehr reproducirbarem Zeug fehlt mir Lili ― ich suche sie, habe den Verdacht, man habe sie geraubt, um Lösegeld zu erpressen (Krieg ― Geiseln!) ― ich gerate in Verzweiflung, rufe, händeringend Lili wodurch ich erwache.―
Lilis 5. Geburtstag. Bescherung.―
Regen. Spazieren Schafberg; Pötzleinsdorf.―
Neulich Reiks Artikel „A. S. und der Krieg“ im Berl. Tagbl.; sehr hübsch, wo er auf die vielen Kriegsbeziehungen,― ja „-ahnungen“ in meinen Sachen hinweist;― es fällt mir ein dass in fast all meinen nächsten in Betracht kommenden Stoffen der Krieg mit- oder doch im Hintergrunde spielt. (Verführer, ― ein Glas zu viel ― Weiher ― Geschwister.)
Später Speidel getroffen, auch die Kinder mit Fingi und Frl. Loew ― ein Extrablatt verkündet neuen deutschen Sieg in Ostpreußen; günstiges auch immerhin problematisch aus Galizien.
― Nm. kamen Hans, Karl (der in der akad. Legion wirkt), Anni und Else Speidel zur Geburtstagsjause.
― Zum Nachtm. Julius Helene. Julius erschöpft und deprimirt von den schweren Verwundeten, die heute kamen.― Jemand telephonirt dass die Deutschen vor Paris geschlagen seien ― was sich bald als falsches Gerücht herausstellt.―
― Frobenius „Deutschlands Schicksalstunde“ mit großem Interesse gelesen.―
Ehename Cappellini
Rufname Elsie
Rufname Fingi
Kinderbetreuerin
geboren Siegmund Salzmann
Schriftsteller, Journalist
Rufname Dilly
Schauspielerin
Chirurg
Regisseur, Schauspieler
Chirurg
Geschäftsführer
Ehename Lederer
Medizinerin
Schriftsteller, Verleger
Nachname durch Adoption Freiszler
Theaterleiter, Schauspieler
Ehename Strial
Rufname Annie
Schauspielerin
Kinderbetreuerin, Dienstbotin
Psychoanalytiker
Ethnologe
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