Sonntag, 28. April 1912

28/4 S. Mit Heini Brühl. An der Südbahn grüßt mich eine Dame, Eva Goldmann; er vermeidet mich zu sehn und auch, beim Aussteigen in Mödling, mit mir zusammenzutreffen.― Mit Heini im Wagen „Radetzky“, dann über Römerwand (zu Fuß) Kalkbergstraße. Zeigte ihm den Garten, dann, von vorn, das Haus, in dem er geboren, jetzt Hinterbrühl Hauptstr. 94. Alles sieht vernachlässigt aus; viele Erinnerungen stiegen auf; ich war sehr ergriffen.―

Auf der Rückfahrt las ich die neueste „Fackel“.

Der Nachmittag war durch häusliche Nervositäten seelisch und körperlich verdorben; immerhin arbeitete und feilte ich im Garten an „Bernhardi“.

Zum Nachtmahl kamen Julius, Helene, mit den Kindern (sie hatten in den letzten Tagen das neue Haus bezogen), und Salten, der sehr amusant war. Später, als er allein zurückblieb, über das ev. Steinrück Engagement zu Großmann.― Seine Prunkliebe, er möchte ein Privatorchester, einen Park, ein Schloß, wird nie zufrieden sein. Auch seine Unzufriedenheit ist nicht ganz echt;― und doch hab ich ihn gern. Über seinen Artikel sagt ich ihm einfach, er habe mich sehr gefreut. Alles andre wäre ja aussichtslos. Und ich empfand es im Grunde als so gleichgiltig.―