Sonntag, 11. Februar 1912

11/2 S.― Mit O. zu Onkel Johann Klein, Eßlinggasse. Familienerinnerungen. Über den Vater meines Vaters, der, ein Tischlermeister, sehr geschickt, aber Trinker und Spieler war. Seine widerwärtige prätentiöse Frau, die mir aus meiner Kindheit so in Erinnerung. Ein ungarischer Ortsname, in der Jugend oft gehört, Kaposvar, wo Johann Klein geboren, taucht auf.

Zu Manassewitschs; Grethes 3wöchentliche Tochter besichtigt.

― Nm. mit O. spazieren. Trafen Salten, der eben von mir kam; ich fragte nach seinen Angelegenheiten und Arbeiten; er schreibt ein Stück, das nicht nur Donnerstag fertig, sondern am 9.März im Volkstheater aufgeführt wird; begleitet uns nach Hause, erzählt in seiner lebendigen Art den Inhalt dieses und 2er andern mir zum Theil schon bekannten geplanten Stücke; besonders eines sehr reizvoll. Freut sich offenbar sehr des Antheils und Beifalls; bleibt bis 8.

― Nach dem Nachtmahl Lieder mit O., die wegen psychischer Behinderung und Depression klagt.

Beginne den 3.Akt Bernh. neu durchzusehen, gleichfalls schwer verstimmt, von dem ewigen Gezwitscher und Gekreisch im Ohr halb toll gemacht.

Lese Wagner „Mein Leben“ weiter; Varnhagen Tagebücher u. a.―

Pfitzner läßt mir ein Textbuch Palestrina (durch Frau Andro) mit Wunsch um Urtheil senden. Interessant als musikalische Unterlage.