Donnerstag, 28. Dezember 1911

28/12 Von ½12 bis früh ½8 ohne eine Sekunde zu schlafen! Das erste Mal in meinem Leben. Gelesen und herumgegangen;― plastische Visionen, unerträgliches Ohrensausen, Brom ohne Wirkung;― geweint vor Wuth. Nach dem Bad und Frühstück unruhig geschlummert eine Stunde.―

In die Burg zu Rosenbaum. In Sachen der Kainzbüste.― Aufführungen im nächsten Jahr; vielleicht Beatrice. Die „Feier“ im Mai.― Berger hat sich neulich als „Antisemit“ declarirt. „Ich darfs ja sagen ― bin nur 1/16 Jude.“ ― Darauf R.: Ihr Vater ¼ ― also Sie ― ⅛!― Berger: „Nun ja ― so zwischen ⅛ und 1/16.“ ― F. E. und Gemahlin beklagen sich neulich, daß Gerasch nicht ins Burgtheater gehöre … „Er ist doch ein Jud“ … fügt die Gattin hinzu … ― Der Jüngere, F. E.s Nachfolger, über seine junge Gemahlin zu seiner Maitresse: „Was soll ich mit ihr anfangen. Sie sieht so jüdisch aus.“ Sein Telegramm nach der Brautnacht.― Dessen Mutter und die Kapläne. ― Nette Familie.

Nm. Religionslehrer Breuer, wegen Beitrag für eine Zeitung.―

Frau Tesi, mit russischen Vorschlägen.

Las Brods „Abschied von der Jugend“ (vom Autor übersandt) nicht ohne Begabung; im wesentlichen flüchtig, leer und prätentiös.―