Freitag, 29. September 1911

29/9 Probe, 2. Akt.―

Nm. 5 kam Albert, der zu Arrangirproben hier ist für „Erdgeist“. In München spielt er Hofreiter. Liesl gehts viel besser.―

Julie Wassermann; Gedeihen ihrer Schule.―

In den Schachclub, wo ich mit Kaufmann und Wassermann nachtmahlte. Später kam Auernheimer. Ich war müde und vom mühseligen Hören herunter, ging um 11.―

Charakteristisch eine Notiz im Literarischen Centralblatt über Hamburg, „Schleier“ ― „der äußere Erfolg kann nicht hinwegtäuschen, daß S. … über den Anatol Cyclus nicht hinauskommt …“. Ich setze dies her für hundert andre in gleichem Ton. Der verspätete Erfolg des Anatol wird nun ausgenützt, um alles übrige was ich gemacht zu verkleinern, zu schmähn, ja zu ignoriren. Das Malheur ist ― daß das Gesindel die Sachen nicht anonym zu lesen bekommt. Sie wissen aber … es ist derselbe Autor ― so haben sie’s leicht. Wie lange wirds dauern, bis mein wirkliches Wesen in der Weite erkannt sein wird ―? „Kümmere dich nicht ―“ ― Leicht gesagt. Es ist nun einmal ein widerliches Gefühl, von lauter Augen hinter angelaufenen oder trüben oder Zerrgläsern angestarrt zu werden.― Nun geht es wohl den meisten so, daß sie falsch berühmt sind;― aber selten ist es der Fall, daß die, die es besser wissen, so gründlich sich drüber ausschweigen.―

Las zu Ende: Liliencron „Breide Hummelsbüttel“.