Sonntag, 18. Juni 1911

18/6 S. Mit Heini Kahlenberg ― Josefsteig ― Klosterneuburg. Himbeerkracherln in der Waldschänke.― War innerlich zuviel mit dem Brief an Langen beschäftigt ― eine so nichtig-unwürdige Gelegenheit. Überhaupt, ― meine Correspondenz dies Jahr: Goldmann, Ehrenstein, Langen etc. Wieviel Zeit, Nerven geht für diese Überflüssigkeiten, Widerlichkeiten, Aussichtslosigkeiten auf.― Solches Zeug, wenn nicht ernsteres, düsteres begleitet mich auf meinen Spaziergängen. Wieviele Stunden, Viertelstunden war ich im Laufe der letzten Jahre auf solchen Spaziergängen mit „Denken“, mit „Entwerfen“ beschäftigt ―? ― Und das Glücksgefühl, dessen ich mich [!] großer Intensität bewußt werde: hier gehst du mit deinem Sohne durch den Wald,― daheim, in einem schönen wohlgehaltnen Hause warten Olga und Lili ― ist durch Altersgedanken und ähnliches oft fast schmerzlich betont.―

Nm. erschien Kapellmeister Walter, ich ließ O. von Bachrachs holen. Er sprach sehr schön vom Medardus, den er vorgestern gesehn. Über Mahlers Tod. Über Weingartner und Gregor (den er, in der amusantesten Weise, vernichtet). Er hat etwas fascinirendes, fast genialisches.―

Dr. Ludwig Bauer; kurz über die Angelegenheit Langen. Erlebnisse, Briefe aus dem Publikum.―

Nach dem Nachtmahl: Frau Bachrach, Steffi; später Salten, Wassermann, Julie; dann auch Otti Salten, Frl. Heim, Frl. Jarosch (neu).― Julie, miserabel aussehend, ging bald. (Steffi!) ― Pokerpartie mit Frau B., Salten, Wassermann, Otti.― Maibowle.