Freitag, 9. Juni 1911

9/6 Vm. Tennis.―

In die Burg. Gespräch mit Berger. Über seine letzten Feuilletons (Schuselka etc.), über 48, politisches, Stoffe und dergl.― Dann über die Doppelbesetzung „Weites Land“. Endlich über Rosenbaum. „Deswegen lag mir besonders daran, mit Ihnen zu sprechen. Ich erhalte allerlei Briefe, man intriguirt gegen ihn, erzählt das und das ― was halten Sie von ihm?“(Zuerst: Sind Sie intim mit ihm? Ich: Sehr gut …) ― Ich lobe seine Verläßlichkeit, seinen Takt, sein Urtheil etc.; warne Berger vor den Antisemiten, die natürlich einen der ihren an R.s Stelle hineinbringen wollen, erkläre, daß hier all mein „Gerechtigkeitsgefühl“ aufhöre und nannte sie ein tückisches, gemeines, talentloses Geschmeiß. Sie meinten nun (sage ich weiter) den Boden wohl vorbereitet zu haben, da Berger als Schützling des Este gelte, ferner weil B.s Bruder clericales Herrenhausmitglied.― B. schien sehr beeindruckt ― was nicht hindern wird, daß am Ende R. doch fallen dürfte. „Soll ich R. etwas sagen von der Geschichte“, frage ich perfid, „er kommt nächstens zu mir.“ B.: Nein … ich hab ihm von all den Dingen kein Wort gesagt ― (Unwahr; denn R. hat sich ja neulich selbst bei mir beklagt.) Ich rathe B. dringend, bei nächster Gelegenheit auf einer Confrontation zu bestehen, und wer nicht bereit sei, einzustehn, einfach hinauszuschmeißen.― Am Schluß sagt B.: „Es thut mir wohl mit Ihnen geredet zu haben; zu Ihnen hab ich so großes Vertrauen … ich möchte oft mit Ihnen reden …“

― Nach Tisch Paul Marx, später Frl. Matscheko; über Theatersachen; Höbling, Rottmann etc.―

Bei Mama zum Nachtmahl. Familie. Gustav.―