Dienstag, 23. Mai 1911

23/5 Dictirt.―

Burgtheater; bei Baron Berger. Brachte ihm „Guido Helzers“ „Der Sohn der Sonne“ zurück. Meine Vermutung, die Verfasserin sei seine Nichte Gisela v. Berger, bestätigte sich. Begabung unzweifelhaft. Durch Halm verdünnter Hebbel. Durcheinanderflimmern der „Weltanschauungen“. Gefährlichkeit des 4. Aktes. Er hält Theatererfolg für möglich; ich kaum. „Ob es ein Talent wäre, das meiner Ansicht nach besondre Förderung durch Aufführung verdiene?“ Förderung dadurch, daß man das nächste Stück sofort liest.― B. gab mir in allem recht (wie immer und wie jedem) (ohne Falschheit ― er hat über alle Dinge so viele Urtheile, daß auch das richtige drunter ist).

Sah mir einen Theil der Faust-Probe an; Herr Höbling als Faust.―

Nm. ließ sich Salten ansagen, kam; erzählt mir die Conflictsgeschichte mit der Zeit, die vor wenig Tagen durch Kündigung von Seiten der Zeit geendet. Über allerlei Eventualitäten: Versöhnung, Neue Presse, freie Schriftstellerei.―

Zu Julius und Helene. Nachtmahl. Familie. Paul Altmann spielte nach dem Gehör meine Walzer.―