Montag, 9. Jänner 1911

9/1 Traum: Gesellschaft, wenig, (wer?) um einen Tisch; Kainz spielt herrlich Klavier, vielmehr hat eben gespielt (es ist sein Beruf), ich ergriffen, weil ich weiß, es ist das letzte Mal, fall ihm um den Hals; ängstige mich, daß er meine Bewegung merkt ― er bleibt starr, wie die (unsichtbaren) andern.― Bauarbeiten an einem Flüßchen (Wien, bei Hütteldorf) ― weiße Maurer, ich, wie andre auch, muß (?) mir das Gesicht mit röthlichem Staub einpudern.―

― Mit O. spazieren Türkenschanzpark. Treffen Salten mit Otti und Töchterl. Er war sehr geladen gegen Bahr (B.s letzter Artikel gegen Berger „kein Mensch spricht mehr vom Burgtheater“ … 4 Wochen nach Medardus ― man hat seit gewiß 10 Jahren nicht so viel vom Burgtheater gesprochen) … ich bestreite S.s Auffassung. Er (Bahr) hat es leicht zu schreiben, was ihm grade aus persönlichen Gründen paßt ― da er durch Überzeugungen, Urtheil, Sachlichkeit niemals gehindert ist. ― Über Burckhard. Die Redacteure des Fremdenblatt angeblich verzweifelt, weil B., von ihnen engagirt, in diesem officiösen Blatt immer antimilitärische, antiaristokratische Nebenbemerkungen macht.― Verhältnis Bahr und Burckhard ― worin haben sie sich gefunden (da sie einander heute innerlich doch sehr fern sind) ― irgendwie in der „Lausbüberei“.―

Nm. weiter an „Herbot“.―

Frau M. Fleischmann (Wetzler) besucht uns. Zeig ihr das Haus.

Lese „Lutetia“ u. a.