Mittwoch, 28. Dezember 1910

28/12 Vm. mit Heini im Kunsthistorischen Museum (oberster Stock).

Bei Mama mit O. und Heini, auch Paul G. Ich sagt ihm die schlimmsten Dinge: insbesondre daß er über Lebend. Stunden und Beatrice anders in der N. Fr. Pr. geschrieben als mir persönlich und als er mündlich zu mir und O. gesprochen. Er redete sich zweifach aus. „Bei einer Aufführung kommt man auf Mängel, die einem bei der Lecture verborgen blieben.“ Und: „Aus Rücksicht und andern Gründen sagt man zuweilen einem Freund privat günstigeres über seine Sachen als in der Öffentlichkeit.“ ― Es war leicht ihm zu erwidern; u. a. sagt ich ihm. Du hast einen Doppelselbstmord begangen mit deiner Erklärung: den Freund und den Kritiker hast du umgebracht.― Außerdem, früher: „Im ,Hoffnung auf wen setzen’ seid ihr (Kritiker) groß ― aber weh denen, die sie erfüllen!―“

Trotzdem schieden wir nicht unherzlich, und nicht ohne Sympathie. Wie anders selbst dieses Verhältnis, als das mit Salten, wo jedes unbefangne Wort ein Ding der Unmöglichkeit geworden.―

Nm. das Schauspielerstück erwogen.―

Von einem Herrn Lemberger, der neulich schon vorgelassen werden wollte, und sich an die Friseurin herangemacht, offenbar im Auftrag von O.s Vater ein Brief, dessen schlechte Verhältnisse erwähnend. (Mein Standpunkt: er hat seine Töchter verflucht, wie’s ihm bequemer war, ihr Erbtheil unterschlagen, mir Jahre lang die Sorge für Liesl überlassen ― jetzt mögen sie weiter verflucht bleiben. Er hat wieder geheiratet, seine Frau starb bald, er blieb mit einem Kind zurück; jetzt lebt er mit einer dritten, die ihm ein Kind zugebracht, und eins geboren,― hat also (wenn die Informationen von Frau Samuely, die neulich dort war, richtig) für 3 Kinder zu sorgen ― was er natürlich gern mit mir theilte.)

― Mit O. Lieder, neue von Wolf.

Mit ihr über das Schauspielerstück; ihr den s. Z. begonnenen 1. Akt vorgelesen. Vieles ist ins Weite Land übergegangen. Jetzt solls ein Einakter werden. Über andre Pläne.―