Montag, 26. Dezember 1910

26/12 Vm. Spaziergang mit O. und Heini über die Felder nach Pötzleinsdorf. Ich erzählte ein Märchen, Heini setzte fort; dann ich, dann er u. s. w. Er hatte überraschende Einfälle.―

― Trafen Familie Mautner. Über Paul Goldmann, der gestern bei ihnen war.―

Nm. am Komödianten weiter.―

Andrian besucht mich. Wird Legationsrath in Warschau. Über Medardus; er ist gegen die Valoispartie, bestreitet das Recht, dergleichen zu erfinden; ich vertheidige das unbeschränkte, nur durch die Atmosphäre der Zeit und menschliche Möglichkeit beschränkte Erfindungsrecht des Dichters.― Über den Zusammenhang zwischen Persönlichkeit und Werk. Er erzählt mir, daß ihm der „Weg ins freie“ so sehr mißfallen. Ich erwähne bei dieser Gelegenheit die Wirkung, die das Buch in sonst mir fernern Kreisen gemacht … Er sagt: „Ja, das wird halt den Leuten gefallen haben … daß es so gut ausgeht … daß die zwei sich am End doch heiraten.“ Ich berichtige, daß es ganz anders ausgehe ― und rathe ihm neuerliche Lecture.―

Zum Nachtmahl Paul Goldmann, der sich pneumatisch angesagt, mit Schwarzkopf.― Ich sage ihm schonungslos alles ins Gesicht, was ich gegen ihn auf dem Herzen; meine Empörung über sein Verhalten gegen Hauptmann, Hofmannsthal etc.― Im ganzen war er durch seine Naivetät etwas entwaffnend: er möchte ein Theater leiten, eine Wochenschrift gegen die Corruption gründen; ― wenn er Geld hätte. Gustav räth ihm sichs von seiner Frau auszuleihn. Nein, das nicht. Ich bedaure, daß man bei ihm nie die Probe aufs Exempel machen kann.―