Samstag, 24. September 1910

24/9 Vm. dictirt; Briefe; Weiher Skizze zu Ende; altes aus dem Einsamen Weg.

Dr. Cesare Levi, aus Florenz; der etliches von mir übersetzt hat und zur Aufführung brachte (l. Masken, Literatur, Abschsouper).

Nm. Grethe Samuely mit Norbert Jacques, ihrem Verlobten. Er klug, leidenschaftlich, absprechend. ― Grethe spricht von der Aufnahme des „Weg ins freie“ im Ausland; erwähnt René Schickele, der, höchst verständig, dem Judenproblem völlig verständnislos, wie so viele andre, gegenübersteht. Der Gegensatz zwischen Polen und Preußen erscheint als der dichterischen Behandlung werth;― dies ungeheuer tiefe im seelischen liegende Problem der Juden (wie es bei mir gefaßt ist) erscheint ihnen draußen in Deutschland offenbar als eine Art österreichisch-wienerischer Empfindelei.― Freilich ist diese Stellung auch aus dem feigen Nichtsmerkenwollen einiger wortführender Juden in Österreich selbst zu erklären. Werd ichs noch erleben, daß man die Gestalt wie den „Heinrich Bermann“ rein künstlerisch, vorurtheilslos erfaßt ―? ―

Mit O. zu Mama. En famille.― Helene erzählt O. von Verfolgungen, denen Julius seitens der Steuerbehörde ausgesetzt ist.―

Im Nachhausefahren auf der Tram durch Hajek Dr. Fritz Wittels und Frau kennen gelernt; der mir vor Jahren durch Dr. Feuchtwang seine ersten Mscrpte geschickt.―

13. Jahrestag der Geburt und des Todes in Mauer.