Dienstag, 13. September 1910

13/9 Vm. bei Gustav; dann im Sanatorium. Was sich um Kainzens Sterbebett begibt ― von grotesker Tragik. Die Journalisten in der Halle. Birinski, der mir klagt, wie er von den Zeitungen sekkirt wird ― Telephon, Auskünfte, Telegramme (um Nekrolog!), ich: warum lassen Sie sichs gefallen. Dr. Glogau (Advokat K.s, der daneben steht, zu mir): Er ist noch nicht so weit wie Sie ― wenn er unhöflich ist, verreißen sie sein nächstes Stück.―

Felsenburg (von der N. Fr. Pr.) der sich nicht fortrührt, zu Birinski sagt: „Sie … bei Ihnen ists nur Trauer ― aber denken Sie, meine Nervosität ― wenn jemand früher die Nachricht von K.s Tod bringt als ich, bin ich entlassen, hat mir Benedikt gedroht ― und ich hab Frau und Kinder ―“ Glogau zeigt mir ein Telegramm das eben kam … „Ich weiß Jesus kann heilen. Schicke nach Pastor Paul Steglitz Berlin, betet Genesung dem Kranken Anna Larssen―“ (die bekannte Kopenhagener Schauspielerin,― die nun nach höchst bewegtem Leben fromm geworden).―

Eine Heroine ― die Grethe Kainz erklärt, sie müsse von ihrem Mann noch ein „Autogramm haben, eh er sterbe …“. Mit Grethe K. und später mit Frau Mautner allein auf der Stiege zum Garten.―

Briefe mit Ratschlägen. Eben ein paar Nelken, aus Berlin ― Schöner Herbsttag. Und drin ― er, der große Schauspieler ― dessen langes Sterben allmälig zu ermüden beginnt … und der (vielleicht) nun allen die großartigste Komödie seines Lebens vorspielt: den, der ― „nicht weiß“.

― Zu Hause Briefe dictirt.―

Zu Tisch Annerl. Lilis erster Geburtstag!―

Nm. Mama, Tante Irene; Helene, Gisa Hajek.

Zum Nachtmahl Gustav und Max Schwarzkopf ― wie oft zeigt ich heut das Haus?―