Montag, 15. August 1910

15/8 Täglich das gleiche Aufwachen. Es empfängt mich, wie es mich in den Schlaf bringt: Sausen und Gezwitscher ― und die Gedanken, die sich daran knüpfen. „Ergebung heißt die Tugend“ … Mir ist sie nicht gegeben. In allem Gefühl der Ohnmacht, mit Thränen der Wuth lehn ich mich auf ― warum gerade mir das? gerade mir?!―

― Vm. in Pötzleinsdorf dictirt: Schluß des Stücks, Anfang der Novelle.―

Gustav Mittag bei uns.―

Nm., durch das gestrige Gespräch mit Gustav über seinen Bruder Rudolf (gestorben 93) dazu angeregt, und nach einem Morgengespräch mit O., Notizen zu einem Theaterroman. Jahre alter Plan. „Wurstl.“ Aber gestern und heute begann er zu leben.

Im Garten mit O. Gustav, Heinis „Distanzrittspiel“.―

Gustav blieb auch zum Nachtmahl. Komische Elemente in der Discussion, an der er gewissermaßen als Janus theilnimmt; bald die literarischen, bald die Publikumsforderungen vertretend.

1910-08-15