Sonntag, 27. Februar 1910

27/2 S. Zeitungsnachricht, Oskar (Ossi) Mayer hat den Dr. von Widerhofer im Duell erschossen.― Sonderbar, daß eine Novelle, die ich im Herbst skizzirt („Tagebuch“) die Figur des Ossi Mayer (Mader) enthält, der eben im Duell erschossen mir als Geist erscheint. Und wieder nicht so sonderbar, da dies Duell durchaus in der Linie dieser snobistischen Existenz gelegen war.― Seine Figur wurde mir klarer; er wäre eigentlich der richtige Held eines humoristischen Romans.

Richard holt mich zum Spazierengehn ab. Bringt einen Artikel über uns mit, der komisch oberflächliche Irrtümer über uns alle enthält: ich habe meine Typewriterin geheiratet, Richard „ebenso vorurtheilslos“ die Gouvernante seiner Kinder; ― Hugo eine Millionairin. Schlenther die Schauspielerin Ramlo ―; die Gräfin Kopacsy den Hrn Karczag ― und Gräfin Kinsky nenne sich auf dem Theater Ilka Palmay.―

Mit Richard und Heini Sievering ― Dreimarkstein ― Sommerhaidenweg, wo uns O. entgegen kam.―

― Nach Tisch mit Mama Beethoven Quartett Op. 59 Nr. 2.―

― An „Mutter u. Sohn“.―

Schumannfeier Concert; mit Gustav (O. heiser).

― Sprach Dohnanyi (der u. a. Kreisleriana sehr schön gespielt) im Künstlerzimmer; er war ärgerlich, daß Cassian zur Pantomime aufgeführt werden soll; will auch Weingartner sein Befremden äußern. Ich erkläre ihm; wenn er ev. die Bedingung stellen wolle, daß Cassian nicht dazu gegeben werde ― werde ich jede andre Zusammenstellung verhindern. Übrigens schieden wir in Frieden.

Mit Gustav bei Perschill (einst Wieninger, wo vor ca. 19 Jahren die Wiener Literatur gegründet wurde), Schönherr setzte sich zu uns.― Ganz gemütlich.