Freitag, 22. Oktober 1909

22/10 Früh der Nowotny die Antwort auf Kahanes Brief dictirt.

Tennis, Regen, Plauderei mit Kaufmann und Wassermann (Heinrich und Thomas Mann mit Beziehung auf Professor Unrath ― und Königliche Hoheit, das ich eben lese, zwei Meisterwerke ― Vergleich zwischen real-humoristischer und grotesk humoristischer Weltbetrachtung) ―

Nm. begann O. die Abschrift von W. L. zu lesen, hatte gegen 1. und 2. Akt manches einzuwenden, was mich auf die Mängel meiner Productionsweise führte, worüber ich manches vernünftige sagte. Mein Ausbiegen einerseits nach dem Dialektischen, andrerseits nach dem Plauderhaften. Einzelheiten, auch im Medardus, wie sie vielleicht nur dem geborenen, ja bedeutenden Dramatiker gelingen;― das ganze doch nicht ein „großes“ Werk, sondern irgendwo mit einem Bruch. Tiefere Gründe in jenen Racen- und Temperaments[dingen], die bisher noch nie einem Juden erlaubten, ein großer Dramatiker zu werden.― Die Gegenströmungen: Concentrirung (Einakter!) ― Auseinanderlaufen;― (tiefer:) Ungeduld ― Feilbedürfnis u. a.―

― Weiter am Prof. Bernhardi ― (natürlich mit unsäglicher Flüchtigkeit).―