Montag, 28. Juni 1909

28/6 Vm. ins Burgtheater, werde zu Schlenther, in seine Privatkanzlei gebeten. Er hat Medardus gelesen, „mit wärmerer Antheilnahme als irgendeines Ihrer Werke“, kommt eben vom Fürsten Montenuovo, der drei Bedenken hat: 1) Herzog Berry … 2) Schloß Schönbrunn 3) daß die Wiener schlecht drin wegkommen. Erwidre auf 1) daß der Name ohne weiters geändert werden könnte, auf 2) kaum zu ändern 3) daß sehr brave Wiener vorkommen, Frau Klaehr, Eschenbacher ― und daß Eschenbacher in Wahrheit nicht einmal ein Wiener war.― Schlenthers Bedenken: Schwierigkeiten im Scenenwechsel (17 Bilder) jeder Umbau würde 20 Minuten dauern. Ich: Nicht nöthig, Rollersche Principien eventuell anzuwenden. Frank kommt, hat schon Decorationsskizzen gemacht; kurzes Gespräch, geht wieder. Schlenther sieht ein, daß keine der Scenen zu streichen wäre; findet das Stück wie aus der Pistole geschossen, erinnert ihn an Goetz; solle mit Frank näheres besprechen, ihm möglichst bald Striche etc. senden. Besetzungsschwierigkeiten, besonders Helene.― Zu Frank, über die Decorationen; es zeigt sich, daß kein Umbau länger als 3-5 Minuten dauern müßte; Conferenz mit Lefler für die nächsten Tage anberaumt.― Zu Rosenbaum, der überzeugt ist, daß das Stück aufgeführt wird ― freilich große Kosten ― 60―80 tausend Kronen, „aber die bringen wir sicher herein“.

Zu Mandl, wo Rendezvous mit Olga. Mandl hat schon eine große Operation gemacht. (Sprach auch seine Frau im Garten.) Medizinisches.―

Erzähle Olga das Resultat; sie ist noch erstaunter als ich.―

Zu Tisch bei Mama, wo auch Tante Johanna. Mit Mama B Trio Schubert.

Mit O. Gespräch über Besetzungsmöglichkeiten des Medardus.

Med. ist das erste Stück, das ich eingereicht, ohne daß es ein andrer kennt. Auch O. kennt nur die frühere Fassung.

Will noch nicht an die Realität glauben; es wäre eine große Freude ―

Mit O. Abends spazieren, im Türkenschanzpark genachtmahlt.―