Dienstag, 27. April 1909

27/4 Vm. bei Weisse; ob er „Ruf“ haben wolle; da Brahm darum telegrafirt. Ja. Besetzung? Ich für Hannemann Marie ― Müller Katharina ― er: Galafrès Marie ― Hannemann Katharina.

― Vor dem Theater u. a. Kutschera (der mir erzählte, Sonnenthal habe nach der Liebelei Vorstellung gesagt: „Gegen den Kutschera war ich ja ein Kind …“) ― Frl. Galafrès (die mich begleitete, sofort ein Exemplar Ruf aus der Tasche zog, angeblich drei besäße ― und mir sagte, alle Leute fänden, sie müßte die Marie spielen … Ich: Glauben Sie nicht, daß die Leute das andern auch sagen ―?) ―

Mit O. (von der Prazak abgeholt) in die Stadt.―

Mama zu Tisch. Ein Schubert Quartett.

― Am Medardus.―

Frl. Galafrès zum Thee, ein fast unentwirrbares Gemisch von Aufrichtigkeit, Komödianterei, Klugheit, Unlogik, Heuchelei, Treuherzigkeit. Als sie (nach 2 Stunden) fort war (ohne, taktvoll aber bewußt, von der Rolle gesprochen zu haben), konnte sie alles gewesen sein: keusch, verworfen, ― edel, egoistisch ― und dürfte alles wieder ableugnen.―

Mit O. Türkenschanzpark genachtmahlt.

Am Medardus Nachts.