Montag, 22. Februar 1909

22/2 Sehr früh in arger Kälte spazieren. Traf die Karlsbader Curisten Felix und Else.

Mit O. Gespräch über Wohnung und Wirtschaften ― und über die finanzielle Aussichtslosigkeit. Insbesondre darüber, wie ja alle Kritiken über mich feststehen, ehe der Kritiker eine Zeile gelesen, ein Wort gehört hat. Weder Herr Tann-Bergler wird plötzlich eingestehn, daß er etwa 15 Jahre lang ein Trottel war und mich verkannt hat ― Herr Stößl wird nicht zugeben, daß er gefälscht und gelogen hat; ― wer festgestellt hat, daß ich „in großer Form versage ―“ wird nicht plötzlich zugeben, daß ich ein gutes 5aktiges Drama schreiben kann ― wer mich als den „kühlen Skeptiker“ zu behandeln gewohnt ist, wird nie spüren, daß meine Gestalten irgend was wie Herz haben ― u. s. w. Und sich in Pseud- oder Anonymität hüllen ist undurchführbar ― weil der Name eben doch materiell was bedeutet. Und die Leute, die wissen ― werden sich nach wie vor hüten, das öffentlich zu sagen, was sie mir zuweilen in Briefen und andere in Privatgesprächen mittheilen.―Bleibt mir immer der mäßig tröstliche Satz: Positiver Gewinn im Leben des Künstlers nur die Freude des Findens und Arbeitens ― und Reichtum. Das letztere aber steht bei Gott.―

Dictirt W. L. 4. Akt zu Ende.―

Nm. erschien der Librettist Leo Stein. Er will aus Anatol ― besonders Hochzeitsmorgen ― ein Libretto machen, 3 Akte, erster Akt Polterabend ― zweiter Redoute ― dritter bei Anatol ― „nach dem S.schen Einakterzyklus“ ― Musik soll Oscar Straus componiren. Libretto-Honorar wird zwischen Stein und mir zu gleichen Hälften getheilt. Gab gern meine Einwilligung ― das kann endlich die „ Summen" bringen. Erklärte mich auch bereit ihm zu helfen, eventuell ältere Gedichte aus der Anatol Zeit für Gesangstexte vorzuschlagen.―

Abends am W. L.