19/12 Die deutschen Kritiker sehr warm; auch die ungarischen sollen beinah durchaus warm sein; einen gewissen Ignotus ausgenommen, Hr. Veigelsberg, Freund des Dr. Hatvany.
― Hatvany und seine Schwester Frau Dr. Hirsch holten uns mit dem Auto ab: Ofen, Fischerbastei, trauriges Nebelwetter. Gallerie. Viel interessantes. Hatvany lebt viel in Berlin, ist mir sehr interessant.
― Bei Guttmann’s zu Tisch. Leonie, Frau Ella Fr.; ein ältrer Onkel Geza; original, kaum wohlhabend und doch Maecen, humoristisch-scharf-gütig.―
Leonie G. mit uns im Hotel, dann mit ihr an der Donau spazieren. Über die unproductiven Leute mit dem tief-natürlichen Hass gegen die productiven, besonders über die, die in einer Art Verzweiflung an den Grenzen wandeln, immer den Hauch der andern Welt um ihre Stirn wehn spüren ― und doch nie hinüber können. Über die Kassners, Polgar’s, Veigelsberg’s ― (Hatvany’s?) ―
Im Hotel Nachtmahl mit Tante W., Arthur W., Prof. Toldy und Eltern; ein Maler, Josza, flüchtig gestern bei Toldy’s getroffen, skizzirte mich (nicht gut). Es war gemütlich, das Verhältnis des jungen Toldy zu den Eltern ganz einzig.―
ACDH-ÖAW
Austrian Centre for Digital Humanities
Österreichische Akademie der Wissenschaften
Bäckerstraße 13
1010 Wien
T: +43 1 51581-2200
E: acdh-ch@oeaw.ac.at
Bei Fragen, Anmerkungen, Kritik, aber gerne auch Lob, wenden Sie sich bitte an den ACDH-CH Helpdesk
Malerin
Übersetzerin
Schriftsteller
Schriftsteller
Schriftsteller, Journalist, Kritiker
Arthur Schnitzler an Heinrich Schnitzler, 19. 12. 1908
Quelle: Arthur Schnitzler: Briefe 1875–1912. Hrsg. v. Therese Nickl u. Heinrich Schnitzler. Frankfurt am Main: S. Fischer 1981.