Sonntag, 14. Juni 1908

14/6 S.― Mit O. und Heini zu Wassermanns; Julie hatte eine leichte Operation hinter sich. Herr Fr. Stucken dort.―

― W. „Über Ihren R. hab ich Ihnen viel zu sagen …“ Vergeblich vertröstete ich ihn auf Aussee; da mir nicht sehr wohl war; er begann dann … „Heinrich B. ist nicht sympathisch …“ Ich erklärte ihm, dies wäre nur ein Vorwurf, wenn ich Heinrich B. als sympathisch hätte gestalten wollen … im übrigen hielte ich ihn für eine der merkwürdigsten Gestalten der modernen Literatur … Er besann sich … dann fing er wieder an … „Auch die Modelle stören mich …“ Ich, lachend: Gracchi de seditione querentes?! Sie!― Er … „Ich arbeite nicht mehr nach Modellen …“ …Dann fing er wieder an …dass soviel reproduc. erzählt ist … Ich: „Merken Sie nicht, dass das eine peinlich genau durchgeführte Technik ist? Jedes der neun Capitel enthält einen Tag etc…“ Er … „Über die Dämmerseelen hab ich geschrieben … über diesen Roman drängt es mich nicht …“ Ich … „es ist auch schwerer“ … Er noch zu der Modellfrage … „ich rede als Publikum“. Ich: „Ach so ― da werd ich ja noch dümmeres zu hören bekommen …“ Endlich sagte ich ihm. „Bemühen Sie sich nicht, ich weiss das Buch hat seine Schwächen ― im ganzen ist es etwas prachtvolles, und ich lass es mir von Ihnen nicht vermiesen …“ Als O. dazutrat, sagte er. „Ich bin vollkommen in die Flucht geschlagen.“

Nm. waren Onkel Felix und Tante Julie bei uns.―

― Las Freytag.―

1908-06-14