Freitag, 12. Juni 1908

12/6 Zu Tante Irene mit O. Festzug. Starker Eindruck. Der Blick zum Rathaus. Wundervolles Wetter.―

Familie und Bekannte. Felix und Julie aus London.―

― Zu Mama, mit O. und Liesl.―

Freytag, Bilder gelesen.―

Frl. Ilona Ritscher, die Beatrice am Hebbeltheater spielen soll; sie bei der Mildenburg studieren will. Aber ich weiss noch nicht, ob ich das Stück dort spielen lasse.―

Als sie ging, fand ich Gustav schon da, der anläßlich des Romans (Georgs Lebenswandel) O. Dinge über meine angeblichen Ansichten gesagt hatte, die sie tief verstimmten. Ich spürte dass er seinen Aerger über gewisse ihn betreffende Stellen des Romans in dieser Weise abreagirt hatte. Über seine Figur (Nürnberger) sagte er, Orsina citirend. Ich will froh sein, wenn ich nicht häßlicher bin als dies Bild.― Der Roman ist … d. h. corrigirte er sich, enthält viel schönes und kluges. Seine Ausstellungen sind, dass Georg am Schluss nicht anders ist als am Anfang, ferner dass die Judenfrage nicht in stärkern oder überhaupt in Zusammenhang mit der Handlung des Romans gebracht sei.―

Richard kam, wir nachtmahlten alle im Türkenschanzpark.

― Zu Hause fand in einem Gespräch zwischen O. und mir die Saat von Gustav’s Bemerkung ihren Aufgang.