Freitag, 13. März 1908

13/3 Vm. Grethe Kainz da, Abschied für Ospedaletti, mit offenbar schlechtem Gewissen, als hätte sie schlecht über uns geredet.―

Mit Heini spazieren.

Gespräch mit O. über die Mangelhaftigkeit der menschlichen Beziehungen. Kainz ist zweifellos „gekränkt“, weil ich bei seiner Vorlesung nicht war. Besser: er wünschte gekränkt zu sein und ergriff den ersten Anlass.― Über Salten, der seine neue Bekanntschaft mit Kainz in der ihm eignen für den Zuschauer nicht unheitern Art zu fördern versteht.― Saltens Verh. zu mir; irreparabel bei äußerer Freundlichkeit.―

― Den Medardus hergenommen, die Notizen.

Telmann (der mich in dem neuen „Erdgeist“ für den Roman und für den Grillparzerpreis hochachtungsvoll angerempelt) bei mir: wegen Aufnahme Eirich in die Union, und wegen einer Enquête über die ital.-oesterr. Beziehungen. Er ist mir eigentlich nicht ganz unsympathisch. Man spürt bei ihm (wie bei manchen andern) er versucht sich gegen mich zu „wehren“. („Lebenslüge“ ―? Größenwahn?) ―

Hr. Franz Nabl, aus Enzesfeld, der mir vor Monaten eine nicht talentlose Erzählung „Hans Jaeckels Liebesjahr“ gesandt, erscheint, 25jährig, etwas schüchtern, [dabei] zu weitern Bemerkungen nicht Anlass gebend.

Bei Mama. Jul. und Helene aus Monte Carlo zurück. Julius hat 2600 fr. gewonnen; spielte einmal 3 Nummern hintereinander richtig.

Auf dem Nachhausweg mit O. wieder über Beziehungen.

1908-03-13