Sonntag, 9. Dezember 1906

9/12 S. Unglaublich lebhafter Traum von der Todten. Begegne ihr auf einer Stiege (Museum, Theater) ― sehe sie völlig deutlich; rede von meinem Kind mit ihr, was sie wehmütig macht („Du hast ein Kind?“ ―), möchte, dass sie mit O. bekannt wird, bin dann irgendwo anders mit ihr, wo auch Mama, O.? ― und andre, ― sage: Ja, seht ihr denn nicht ein, dass das, was hier geschieht (dass eine Todte wiederkehrt) das ganze Weltbild völlig verändert!― Ich betone auch irgendwie das Datum ihres Todes: 18. März 1899.― Dann spielt noch ein Cylinder (den ich nie trage) irgend eine Rolle.― Der Traum hinterläßt eine Art von beruhigender Nachempfindung, und ich erzähle ihn O. (die auf dem Divan schlief).

(Deutung: Gestern las ich, eines Nachdrucks wegen, „Um eine Stunde“ durch und feilte dran.― Vorgestern erzählte ich Auernheimer von einer Begegnung mit Herzl auf einer Stiege.― Ferner, in den letzten Tagen hatt ich das Gefühl, als werde mir der Roman blasser, und ich wünschte natürlich, dass er mir wieder innerlich lebhafter werde.―)

Spazieren Pötzleinsdorf, Neuwaldegg.

Auf der Tram mit Hrn. Lemberger über Reisen.

Bei Mama zu Tisch; mit Raoul die 5. Tschaikowski.

Shaw Mensch etc. ausgelesen.―

Roman 9., bisheriges, nicht weiter.―