Dienstag, 16. Oktober 1906

16/10 Früh am Roman.― Mit O. Stadt. Schneider. Modistin.

Mit Mama Nm. Brahms Trio.

Am Roman.―

Wassermann kam, Julie gestern Tochter, Wasserm. reist nach Franken.―

Dann erzählt mir O. (die von der Std. kam) dass Walter sie gefragt, ob sies mit der Bühne echt nehme; so wäre es Zeit, sich einem Agenten vorstellen. Also nächstens Photographien; Vorstellung bei Lewy.― Schon, um ev. den Werth bei Mahler durch Anträge zu steigern. Immerhin, die Schwierigkeit der Zukunft war wieder einmal zur Discussion gestellt.― Wie wird es werden?― Materiell sieht es gräßlich aus. Die Sorgen bedrücken und beschämen mich. Sie stehen vor der Thür. Kommt nicht irgend ein glücklicher Zufall, so bin ich in 1½-2 Jahren mit meinem Geld fertig. Die ersten Jahre event. Gesangscarrière O. bedeuten jedenfalls nur eine Erschwerung, auch materiell. (Es sei dass sie sofort hier engagirt wird.) Und der andre Fall ―? Alle Möglichkeiten die in Frage kommen aufzuzeichnen hat keinen Sinn. Wir sprachen ruhig über alles … aber doch mit der vollkommensten Eindringlichkeit. Wie immer es weitergeht, für mich kann es kaum nach guter Richtung gehn. Ich fühle, wie mein Leben abwärts geht. Hätte man die ungeheure Arbeitskraft wie Balzac, dessen 2. Band (lettres) ich jetzt lese. Oder den vierten Theil. Ein Genie zu sein, das macht das Leben überwinden; Talent ist nur eine Last … besonders wenn es mit so unerbittlicher Selbsteinsicht verbunden …