Samstag, 8. September 1906

8/9 Vm. Tennis. Die gleichen Theilnehmer.―

Nm. gepackt. Gelesen.

Abends kam Fred; bis Mitternacht.―

Vorher las ich „Amadeus“ (Die Geschichte von Amad. d. Poeten) eine Novelle aus dem Jahr 1877, die ich wie manches andre in Maschinschrift hatte übertragen lassen. Beinah 30 Jahre alt ― und seither nicht mehr gesehen. Ganz naiv kindisch, nur schwache Talentspuren, aber sympathisch. Alle Begriffe der Zeit erweisen ihre Relativität bei solchen Gelegenheiten. So unendlich fern ― und ganz nah die Zeit, in der ich so dachte, so schrieb.― In diesen und solchen schönen Herbsttagen ersteht immer zuerst die Erinnerung nicht an die letztvergangnen, sondern an ganz entlegene Herbsttage, wie 1876, Volksgarten, Fännchen, Schulbeginn … Wahrscheinlich (wahrscheinlich ―?) träte die Melancholie des Alterns nicht so lebhaft bei mir auf, wenn nicht das Absinken meines Gehörs mit den Erinnerungen an die besseren und das Wissen von den kommenden schlechtern und immer schlechtern Zeiten wären. Es würde doch eigentlich genügen, den Tod sicher zu haben. In Hinsicht auf alles andre reichen Überraschungen aus.

Heini neulich, mit Fräulein trifft einen Türken mit Fez, fragt, was das ist. Fräulein: Ein Türk. Heini nach einigem Besinnen. Zu was ist eigentlich ein Türk?

Neulich geht er mit dem Fräulein durchs Kriegsministerium, fragt, was für ein Gebäude etc.― Dann sagt er. Aha, da ist wahrscheinlich jeden Sonntag Krieg.―

Neulich, wie er Else Speidel von Marienlyst erzählt: Fräulein, halt mir die Schaufel, ich muss der Else zeigen, wie gross das Meer ist.―

„Ich hab eine Locomotiv bekommen, die hat da (auf seinen Popo zeigend) Kuppeln.“ ―

Der Stefansturm, der ist so hoch, dass er an die Luft stoßt.