Montag, 18. Oktober 1897

18/10 Bei Mz. Rh. Vorm.; mit unendlicher Zärtlichkeit.― Nm. Mz. I da, sinnl. Zärtlichkeit. Nachher sagte ich: Du sollst nicht mehr kommen ― wirst die andre treffen. Dann weinte sie viel. Fasste plötzlich wieder „ihr ganzes Elend“. „Ein solches Schicksal hat noch niemand erlebt ― hätte ich doch nach meiner Gemeinheit weiter ein solches Leben geführt ― aber dann wieder in die Schranken des Anstandes zurück ― und so leiden ― es ist entsetzlich ―“ Ich fühlte mich bedrückt und wie in etwas unlösliches verstrickt. Ich liebe ja gewiss Mz. Rh., nur die ― aber die Liebe und der Schmerz Mz. I rührt mich unbeschreiblich. Sie sagte; an meinem Hals weinend: „Laß mich nicht so allein.“ Ich begleitet sie hinunter, zu ihrem Rad, lieh ihr die Laterne, versprach sie morgen persönlich zu holen. „Jetzt bin ich schon wieder glücklich, dass du morgen die Laterne holen wirst!“ ― Der R. F. schrieb ich vorgestern auch so als wenn ich sie liebte.― Welche sonderbare Schwäche. Ich habe nicht die Kraft jemanden aufgeben zu wollen; aber doch deswegen, weil mir jede etwas bedeutet. Auch an R. F. denk ich mit einer Art gerührter Zärtlichkeit. Wenn Mz. Rh. etwas ahnte von all den Sachen ― sie würde es nicht glauben können. Bin ich verlogen? Nein ich bin es nicht, fühle tief dass ichs nicht bin ― nicht weil ich mich dessen schämte, wenn ichs einsehen müßte ― aber ich bin es nicht.