Dienstag, 23. Februar 1897

23/2 Vorm. mit Mz. Rh. spazieren.― Brief von Olga aus Abbazia.―

Dilly erschien um 5, sagte, seit Mitterwurzer todt, gehe sie täglich in ein andres Theater und habe jede Nacht einen andern Mann bei sich.― Über Burckhard: der fühlt ja nichts, der war schon am Montag im Theater!― Sie nannte mein Zimmer noch ein Unkennest, küsste mich sehr, ich blieb eiskalt, dann ging sie.

― Um 6 kam Mz. Rh.’s Vater. Er erklärte, entsetzt zu sein über die Eröffnung, ich beruhigt ihn, mußt auch einige pathetische Worte aufwenden, gab meinem tiefen Wunsch sie sobald es ginge zu heiraten, stärkern Ausdruck als der Wahrheit entsprach und es war mir selber sehr ekelhaft. Anfangs war ich auch ein bischen gerührt; weißer Bart, Vater!― Er ging ziemlich befriedigt.

Bei Brülls; Dummheiten von Emil wurden aufgeführt; mit Risa saß ich zusammen ― wie schad ―

Hugo Nm. bei mir, sprach gestern mit Minnie; sie hatte ihn gefragt, ob er nicht mit mir gesprochen; nannte mich gesprächsweise Poseur und fand, sie habe sich eigentlich zu nett gegen mich benommen und scheint aegrirt über das Mißlingen ihrer Absicht. Es bleibt bestehn, dass sie zu Hugo über mich und zu mir über Hugo nicht schön gesprochen ― und dass sie mich geheiratet hätte, ohne mich zu lieben.

1897-02-23