Freitag, 29. Mai 1896

29/5 [Nm.] mit Mz. Rh. spazieren. Gespräch. Sommeraufenthalt. Sie will nicht nach Dänemark, weil dort Rich. und Paula ― und sie will nicht dass Paula drüber redet, sie sei meine Geliebte.― Dass Paula, ein Bonbonmädl zu Rich. im selben Verh. steht wie sie zu mir und zu stehen glauben könnte, verträgt sie nicht. Sie wäre mit ihrer Mutter dort; ich hätte also nicht viel andres von ihr als Nervositäten. Abd. mit Mz. I, mit ihr Ch. s. K. soupirt ― Sie war in Graz, hat dort u. a. als Mizi Schlager gastirt, hat dort viel (offenbar mehr als sie sagt) mit Herren, besonders einem verkehrt. Ich fühlte eine Art trockner Eifersucht ― dann eine Art trockner Liebe (in der ich sie auch besass). Im wesentl. langweilte mich ihre Zärtlichkeit. Die ewige Frage: Hast du mich lieb ― die Frage nach der andern Geliebten ― Heute erklärte sie, wie wir wieder von vergangnem sprachen, in unangenehmer Bewußtheit, es sei ja kein Wunder dass es so weit mit ihr gekommen ― sie sei ja aus der „Hefe“ hervorgegangen und alles gute verdanke sie nur mir.― Salten im Kfh., hat sich gestern mit einem gewissen Jacobsohn auf Säbel mit Binden und Bandagen geschlagen, leichte Schädelwunde (Grund, Journalistenhechelei). Wie dumm und bestialisch. Trotzdem hab ich doch immer einen leichten Neid, auf den, der sich geschlagen hat.

1896-05-29