Dienstag, 19. Mai 1896

19/5 Mit Mz. Rh. Abd. spazieren. Pötzleinsdorf bei Mautners Villa.― Burckhard sagte mir sehr liebenswürdiges über die „Uebersp. Pers.“ setzte aber hinzu. „Schreiben S doch einmal was ganz anständiges, damit die Leut nicht sagen, Sie können nichts andres.― Dass die L. ein schönes Stück können auch Ihre Feinde nicht abstreiten ― aber sie sagen: Wir werden sehen, ob er auch was andres kann. Und Sie könnens sicher ― schreiben Sie doch so was ― und schlagen S ihnen so den Säbel aus der Hand ― Ich sags ja auch aus Egoismus!―“ Ich erzählte ihm einiges von meinem neuen Stück.― Dora F. neben mir, that verliebt, auch als wir im Garten spazieren gingen, Minni B. war verstimmt, gab’s zu, erklärte aber, nicht ihretwegen, sondern wegen kranker Nichte.― (Das Gerücht meiner Verlobung mit Minnie Benedict hat sich nemlich durch Monate hartnäckig erhalten.) ― Der Garten war schön; aber ich ohne Stimmung, einsam.― Fragt ich mich aufs Gewissen ― so hat mich die Bemerkung Brkh. verstimmt ― offenbar weil sie trifft und weil ich sie oft höre.― Und doch ― können die Leute nicht zufrieden sein, wenn einer das was er schreiben will, auch im ganzen kann? Ist es für die Kunst nicht viel wesentlicher und vortheilhafter, wenn jeder in seinem noch so kleinen Gebiet möglichst vollendetes schafft, als dass jeder sich möglichst auszubreiten versucht und dadurch sein Talent verdünnt ―?― Außerdem ist es aber recht oberflächlich mir eine Begabung gerade fürs „Unanständige“ zu vindiciren.― Zurück mit Zasche und Edelsberg.