Samstag, 2. Mai 1896

2/5 Die Tage ohne Rdv. empfind ich eigentlich als die schönsten. Abd. zu Dora F. die mir gestern geschrieben; sie ging rasch sich umkleiden; kam decolletirt; sollte angeblich mit drei Offizieren soupiren gehn;― ich küsste ihre Hand, dann immer weiter, bis es zu gegenseitig sehr leidenschaftl. kam. Sie that verliebt. Fenster licht. Ich mache sie aufmerksam. Das ist mir gleichgiltig, sagt sie ― das kann man ja abläugnen.― Mein Mann bekommt jeden Tag anonyme Briefe, wirft sie in Papierkorb.― Verlangt das Wort, ich müsst nächstens Abds. mit ihr allein wo soupiren; wüthend, dass ich keine eigne Wohnung (Ich bin jetzt sehr froh) ― Sie erklärte, nun würde sie nicht mit den Offiz. soup. gehn.― Und das decoll. Kleid, frage ich ―? ― Das hat ja seine Schuldigkeit gethan.―

Im Kfh. erzählt die Reisner komische und charakt. Geschichten von Agenten. Einer, der auf jede geil losstürzt mit den Worten Laß mich kosten. Ein andrer, der fragt: Alles echt? Man kommt drum auch sehr reservirt, erläutert uns die R. ― Kleider hinten zum knöpfeln.

1896-05-02