Dienstag, 31. März 1896

31/3 Vorm. mit Mz. Rh. Künstlerhaus.― Nachm. Mz. Hornsberger mit Schwester Paula und Töchterchen da ― Schwarz, schlank, blass, praeraphaelitisch frisirt ― Schickt dann die Mädeln (Patientin) hinaus ― kommen ins plaudern. Kenne sie (von der Poliklinik her) seit etwa 6 Jahren ― Sah sie im Juni 94 am ersten Tag meines München Aufenthalts mit Rich. B.-Hofmann ― sprach zwanzig Worte mit ihr. Dann im vorigen Jahr fuhr ich am ersten Tag meiner Ankunft in München mit Salten an ihr vorüber. Vor etwa 2 Monaten sprach ich sie kurz in der Stadt. Immer war die sex. Polarität zwischen uns ― immer erzählt sie mir, wie sie sich langweile, stets mit ihrem Geliebten, einem Gesandtschaftsattaché (R. L.). ― Auch heute erzählt sies ― dann: „Wissen Sie, daß ich einmal in Sie verliebt war?― Vor 5 Jahren. Ich wollte an Sie schreiben ―“― Daraus ergaben sich zärtliche Küsse, und wir „hatten es ja längst gewusst, dass es so kommen müßte ―“. Rasch erkundigt sie sich, ob ― ich noch das Verh. mit Frl. Sandrock habe.― Denn auf eine Theilung läßt sie sich nicht ein ― „Ich muss Sie für mich allein haben ―“ ― Wann sehen wir uns wieder?― Nicht so bald, sagt sie ― so ist es ja am schönsten ― Aber in 4 Wochen bin ich Freifrau, da reist er ab ― Das Verh. mit R. L. hat sie seit 8 Jahren. Daß die Kleine ihr Kind, wisse er nicht.― Untreu war sie ihm natürlich noch nie! nur denkt sie in seinen Armen an andere.

Abd. mit Ida F. im H. V.; sie geht mir schon beträchtlich auf die Nerven.― Im Kfh. Leo übersetzt eine russ. Kritik L. ― wahnsinnig beschimpfend, verstimmte mich mehr als ich eingestand.

April