Samstag, 21. März 1896

21/3 Nm. Mz. Rh. bei mir; Streit und Zärtlichkeit.― Bei Fany Mütter, Schülerinnen. Sass neben einer Amerikanerin aus Porzellan; auf der andern Seite. „O, Liebe, uas ist das …?“

Volkstheaterabend. Kam gegen Schluss der Prod.― Frau Ida F. war dort, wir hatten einander schon geschrieben (ich forderte sie quasi auf, Radfahren zu lernen). Mit ihr herum, Ronacher [Saal], zuerst Küsse auf der Stiege, dann hinauf, zum Springbrunnen, ganz leer, nahezu drei Uhr, sie sah rechts, ich links in den Gang hinauf, ob wer käme ― dann liefen wir auf einander zu und küssten einander rasend, was eine hübsche Pantomime war.― Sie log natürlich wahnsinnig und schwor, immer die Wahrheit zu sagen.― Als sie weg war, lernte ich ein Mädel kennen, blond, süss. Wollte ihren Zunamen nicht sagen. (Einer erzählte mir, sie war schon auf einigen Bällen ― man weiss nur, daß sie Emmy heisse.) ― Was wollen Sie denn werden. Zum Theater.― Choristin.― Ja warum nur Choristin ― Ich hab kein’ Kopf zum lernen.― Verträumt, schwebend,― „Ich denk nie an was“.― Hinauf, nach vier, die Schrammeln, fidele Leute an andern Tischen, ein Tisch kümmert sich nicht mehr um den andern … Sie, ich, Salten, Theo Baumgarten zusammen. Sie mit allen lieb, gefällig, besonders mit mir ― redet kühl von ihrem Modellkörper. Theo findet, sie hat schöne Hände.― Meine Füß sind noch schöner.― Ein kleiner Herr kommt, der schon unten mit ihr gesprochen, sagt ihr was ins Ohr, sie schickt ihn weg; es ist ihr Bruder. Ich fahr schon allein zu Haus.― Ich hab heut schon 30 Rendezvous gegeben ― ich geb jedem eins, ich komm aber nicht. Sie fährt mit mir fort, läßt sich küssen ― nur auf den Mund nicht. Ja warum denn: Ja, wenn ich einmal einen Geliebten hab. Ich rathe ihr mich.― Das werd ich mir überlegen (kühl). Begleitet mich nach Haus, will nicht, daß ich weiß wo sie wohnt, gibt mir für Montag ein Rdzv.―