Mittwoch, 29. Jänner 1896

29/1 Nm. Mz. Rh. da ― in eine nahezu krankhafte Apathie versunken. Erinnerte mich, dass sie vor 5 Jahren etwa in einer Heilanstalt gewesen sein soll (nach Lösung ihrer unglücklichen Verlobung). Im wesentlichen machte sie mich nervös und ich bin eher froh, dass ich sie 10 Tage nicht sehen soll. Sie sieht oft alt aus.― Es war nicht klug von mir, dieses Verh. einzugehn ― aber welches Verh. ist überhaupt klug?

Abends reiste ich nach Berlin. Hatte die Empfindung großer Einsamkeit und war unglaublich traurig, als ich zur Bahn fuhr.― Und doch handelt es sich um eine Reise, die mir s. Z. als höchstes Ziel erschienen wäre ― zur Prem. eines eignen Stücks. Vor 8 Jahren fuhr ich auch nach Berlin ― mein literar. Gepäck, mit dem ich damals die Bühne „erobern“ wollte ― war das „Abenteuer seines Lebens“, zu welchem Behuf ich mit Tewele angeknüpft hatte.― Ich ließ Jeanette hier zurück, dieses verlogene Frauenzimmer als meine Geliebte ― Lothar als meinen besten Freund!― Nun, Freunde, Geliebte, und wohl auch Stücke sind seither besser geworden ― aber hab ich damals nicht auch alle drei für vortrefflich gehalten?