Mittwoch, 1. Jänner 1896

1/1 Brief und Telegr. von Mz.I. (Behalt mich lieb.) Vorm. Max. Lang (früherer Lehrer) da. Nm. Mezei (ungar. Uebersetzer), Zeitlin mit Brief von Dilly (glühend). Bei Benedict.― Lebende Bilder. Dora F. sucht mit mir allein zu sein. „Neulich haben wir einander auf einer Stiege getroffen.“ Ich wußte wirklich nichts. Wo? „Auf Ihrer eignen. Sie wollen discret sein. Aber wenn eine Tratscherei entsteht, kann sie nur von Ihnen ausgehen. Denn keiner weiss es.“ Ich: Irrthum, alle wissen’s. „Das sagen Sie nur.“― Burckhard der auch dort war, schien beunruhigt. Er ging bald. Ich sprach weiter mit Dora F. Sie gewagte Gespräche, wie es ihre Art; mit ihrem Mann nur amical; Brkh. auch nur Freund. Ich lachte. Beweis dafür, dass Sie ein Verhältnis mit ihm haben, ist schon, dass Ihr Mann ihn so gern hat. In diesem Moment erscheint ihr Mann. „Ist Brkh. nicht da? Ich wollte mit ihm Tarok spielen. Bitte dich, stelle mich Herrn Dr. S. vor.“― Ab.― Sie: „Ist das nicht merkwürdig?“ ― Dann Buffet. Kleines Mädel mit blitzenden Augen, Clara L. Ich kenne Sie. Sie: „Gewiss, weil ich Sie immer anlache, wenn wir uns auf der Straße begegnen.“― Trank Champagner mit Cognac. Angenehme Empfindung ― befriedigte Eitelkeit. Das kleine Mädel entzückt mich, sie versprach mir selbstverfasste Sachen zu schicken, wurde sehr zutraulich.― Später wieder Dora F.; ich forderte sie auf mich zu besuchen, was sie sofort annahm, „pour se créer un alibi“, wie ich ihr sagte.― Minni B. schaute mir vom andern Tisch aus zu.― ― Zu Uns.― Mz. Rh. schon 2 Stunden da, sitzt auf dem Bett, weint. Dann wurden wir zärtlich; dann wieder traurig. Ahnungen.― Spät, 11, weg. Leichte Langweile.