Sonntag, 16. Juni 1895

16/6 Sonntag.― Schreibe an Freiwild.― Spaziergang Augarten etc.― Traf Burckhard Nachts vor unserm (gemeinsch.) Hause. Gespräch auf der dunkeln Treppe. Er etwas angeheitert. Ich hab Ihnen was angenehmes mitzutheilen, Mitterwurzer spielt den „Herrn“.― Glauben Sie das wirklich ―?― Ich weiss es, das Stück gefallt ihm sehr gut etc.― Ich: Und mir hat man gesagt, dass das Stück überhaupt nicht dran kommt ― Wer hat das gesagt!! Uebrigens gewisse Schwierigkeiten, ja ja … Bezecny hat mir gesagt, über das Stück können Sie sich das Genack brechen … Ich: Nun ― das wär es wohl nicht werth; übrigens glaub ich nicht, dass es so riskant ist … Er: Na, und wenn ― werd ich mir halt das Genack brechen … Gefährlich ist es schon! Wenn die Comtessen drin sitzen, und es sehen, wie so ein Mädel, das einen Liebhaber hat, so sympathisch geschildert wird, so denken sie sich: Ja, warum lassen wir uns denn eigentlich nicht v …? Oder warum thun wir so, als wenn wir uns nicht … ließen? …― Und dann, die Leut sind ja so gegen die jungen Autoren, und besonders, wenn einer Talent hat! Aber wer soll schließlich einen jungen Wr. Autor auf die Bühne bringen wenn nicht die Burg … Haben S’ einen Weg zu Sonnenthal? Baumeister will den Alten nicht spielen.―