Sonntag, 24. Februar 1895

24/2 Sonntag. Vorm. mit Mz. Rh. spazieren, Wien entlang; wie einst mit Mz.― Ich will nicht dein „Verführer“ sein, wir sind beide dazu nicht jung genug. Sie: ― „Ich möcht mit dir durchgehn ― Wie stellst du dir das überhaupt vor ― Sollen wir uns immer nur auf ½ Stunde treffen ― Ich möcht dich küssen ―“ Beim Abschied ich: Gesetz der Entwicklung (Umwandlung, Ibsen) bei Beziehungen zwischen 2 Personen verschiednen Geschlechts. So kanns nicht weiter gehn ― Wir beide wissen es.―

― Nun bin ich der mehr zögernde. Ich scheue vor der Verantwortung zurück.― Gedanke Nachmittag, tragikomisch: Sie will vielleicht meine Geliebte werden ― um eine schöne Stimme zu bekommen.― Nachm. Salten bei mir, las ihm Paracelsus vor.― Hypochondrisch. Antrag Reclam Liebelei. Salten kam ½ [1] von Dilly. Bahr war Nm. dort gewesen; hatte ihr gesagt: Wie kann sich eine Ad. S. um einen A. S. kränken.― Sie: „Ich bin fertig ―“ Schön. Dann reizte sie ihn (Salten) ― versagte sich ihm aber. „Ja ― aber nur wenn du mir den Arthur zurückbringst.―“ Darauf beschimpfte er sie. Sie: „Oh, mit ― Euch zweien bin ich fertig.“ ― Dann fing die Sache wieder von vorn an. So ging das etwa drei Stunden. Er kam unsäglich angeekelt von ihr ― Pfui, pfui, pfui ―

Mit Leo Vanjung. Komisches Klavierlehrergespräch.

1895-02-24