Mittwoch, 24. Oktober 1894

24/10 Nm. Mz. Rnh.― Anfangs kühl, etwas befangen beide.― Sie: Ich habe mehr Zärtlichkeit für Sie wenn ich fort bin! Wenn ich bei Ihnen bin stört [mich] etwas.―? ― Langsam: Das lauernde in ihrem Gesicht. Dann wurden wir wieder sehr zärtlich, und wir küssten einander sehr warm.― Gegen Ende sprach ich von gemeinschaftl. spazierengehn, Theater, soupiren.― Sie: Das meinen Sie nicht im Ernst ― das wär unpassend.― Ich: Es ist wohl auch unpassend, daß Sie mich küssen.― Sie erregt aufspringend: Ich danke für die Lection. Ich beruhigte sie und wir schieden leidlich versöhnt.― Vorher sprach ich noch, daß 2 Menschen wie sie und ich sich überhaupt schwer verlieben könnten ― Selbstbeobachtung und Mißtrauen gegen sich, gegen den andern ― gegen das eigne Mißtrauen.― Dann sagt ich: Wenn es Götter gäbe, so müßten sie über unser Gespräch weinen ― und wenn es Menschen gäbe, müßten sie drüber lachen.―

Von Else ein Brief, wie immer viel über Dilly.― Heut, was an der neuesten Skandalgeschichte S. ― Sch. wahr sei?― Bezieht sich wohl auf das Gerücht, von dem auch Sternberg Salten erzählt ― die Mutter hat nemlich verbreitet, dass sie mich ― geprügelt hat!―

Von Gusti ein Brief, Mz. habe kein Engagement, könne aber, hätte auch Leipzig haben können ― wolle aber durchaus nach Wien.―

Gestern traf ich Annie Holitscher, sprach von Rich. E. Sie, die wohl seine Geliebte war oder ist: Wenn er nur weg reisen könnte!― Ich: Auch Küstenfahrten um die eigne Seele sind manchmal gesund.

Mit Osk. Kraus soup. und Billard gespielt.― Ueber unsre Gehörshallucinationen.― Unbekannte, nicht zu definirende Stimmen sprechen sinnlose Sätze ― nur ab und zu wird eine Stimme deutlich ― die unsrer verstorbnen Väter.